Ein Pharisäer sein

In manchen Cafés bekommt man ihn zu trinken: einen Pharisäer. Das ist dann in der Regel ein Kaffee mit einem Schuss Rum. Den Alkohol in der Tasse sieht und ahnt man nicht, und das ist der Witz an der Sache. Pharisäer, so beschimpft man oft scheinheilige Menschen, die hohe ethische Ansprüche an das Handeln anderer stellen, aber selbst nicht einhalten. Und die sich obendrein für »etwas Besseres« halten.
Dieses Bild der Pharisäer wurde in den christlichen Kirchen über Jahrhunderte gepflegt, wird ihnen wohl aber nicht ganz gerecht. Auf jeden Fall wird man dieser jüdischen religiösen Partei oder Strömung zur Zeit Jesu ihren religiösen Ernst zugute halten müssen. Den hat Jesus auch nicht angegriffen. Allerdings hat er ihre rein formale Einhaltung der unzähligen Gesetzesvorschriften und ihr Streben nach ritueller Reinheit gegeißelt, schließlich ihre Neigung, sich in ihrem religiösen Eifer über ihre Mitmenschen zu erheben.
Die Frage, mit der sie Jesus auf die Probe stellen wollen, ist »typisch pharisäisch«: »Welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?« Seine Antwort in Kurzfassung: Gottesliebe und Nächstenliebe – also nicht Vorschrift, sondern die Liebe. Wenn man das weiß, weiß man genug.
Mt 22,34-4

Weitere Bibelsprüche

Wenn »etwas über den Jordan geht«, dann weiß man in der Regel: Da hat sich niemand zur Reise in den Nahen Osten aufgemacht. Sondern: Da drückt jemand aus, dass etwas kaputtgegangen ist und weggeworfen wurde. Manchmal sagt man es auch von Menschen, wenn sie gestorben sind. ...
»Wer's glaubt, wird selig!« Wenn man heute diesen Spruch hört, dann ist er meist ironisch gemeint. Der blanke Unglaube spricht aus diesem Satz: »Das glauben doch nur naive ...« soll er bedeuten. Oder: »Du flunkerst doch.« Und dabei stammt dieser Satz aus der Bibel und ist durchaus so gemeint, wie er dasteht. ...
Wenn jemand eine Leistung abgeliefert hat, die unter allen Erwartungen bleibt, dann heißt es oft: »Das war unter aller Kanone.« Diese Redewendung stammt beileibe nicht aus der Artillerie. ...
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