Perspektivwechsel - Das rote Sofa

Welche Idee steckt dahinter?

Sich zu Hause im Wohnzimmer auf einem bequemen Sofa zu entspannen, ist für  viele Menschen ein wohltuendes und alltägliches Ritual. In einer Kirche eingeladen zu werden, auf einem Sofa Platz zu nehmen, ist dagegen eine sehr ungewöhnliche Situation.

In der Annakirche laden wir seit Anfang Juli 2019 dazu ein, auf einem roten Sofa Platz zu nehmen. Aber es geht um mehr, als nur einen Moment der Ruhe und Entspannung zu finden. Unter dem Titel ‚Perspektivwechsel‘ laden wir Menschen dazu ein, den Besuch der Kirche außerhalb der Gottesdienste auf neue Art zu erleben.

Die meisten Kirchenbesucher kennen bisher nur die ‚klassische‘ Perspektive aus der Kirchenbank heraus mit Blick auf den Altar und den Lebensbaum. Der Kirchenraum bietet aber viele beeindruckende Ansichten, die man entdecken kann, wenn man sich auf einen räumlichen Perspektivwechsel einläßt. Auch das Betreten des Altarraums stellt bei respektvollem Verhalten keineswegs ein Tabu dar.

Die Idee und das Konzept der Themenreihe stammen von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Pfarre. Wir möchten Menschen in der Kirche Willkommen heißen und einen Anstoß geben, den Besuch der Kirche als für sich persönlich relevantes Erlebnis wahrzunehmen.

Das rote Sofa wird also in zeitlichen Abständen an unterschiedlichen Stellen in der Kirche platziert werden. Dass es dabei auch an für Besucher bisher eher unbekannten und ungewöhnlichen Orten wie im Altarraum oder unter der Orgel stehen kann, ist der Einstieg in einen räumlichen Perspektivwechsel.

Inhaltlich geht es darum, Brücken zwischen der augenblicklichen Perspektive des Betrachters in der Kirche und einem ausgewählten Element in der Kirche zu bauen.

Unsere erste Aktion – Die Fenster der Annakirche

Bei unserer ersten, aktuell laufenden Aktion, laden wir dazu ein, die Fenster der Annakirche aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Hier bietet die Perspektive aus dem Altarraum eine neue Alternative zu den bisher gewohnten Blickrichtungen.

Auf der Ablage des Sofas finden die Besucher eine Mappe, die die Aktion ‚Perspektivwechsel‘ erklärt. Sie enthält Anregungen zur Betrachtung ausgewählter Elemente in der Kirche aus für Besucher bisher ungewohnten Perspektiven (aktuell Kirchenfenster). Dabei geht es nicht um die Vermittlung von Informationen zu architektonischen Details oder künstlerischen Intentionen.

Vielmehr wird der individuellen persönlichen Wahrnehmung hier ausdrücklich Raum gegeben. Wer weiterblättert, bekommt im Folgenden aber auch Impulse mit einfachen liturgischen Gedanken, die zum Nach- und Weiterdenken anregen.

Persönliche Gedanken, die Ihnen während dieser Zeit in den Sinn kommen, können Sie bei Interesse in einem Stichwort auf den beiliegenden Karten für Notizen verschriftlichten und mitnehmen. Sie sind in einem handlichen Format, sodass man sie z.B. als Lesezeichen verwenden oder zusammengeklappt in Visitenkartenformat im Portemonnaie bei sich tragen kann. So können diese Gedanken auch über die Zeit des Kirchenbesuchs hinaus zu einem ständigen Begleiter oder einer Erinnerung an diesen Besuch werden.

Wie soll es weitergehen?

Wir haben einige Ideen für die Weiterentwicklung und den Ausbau dieser Themenreihe. Dazu gehört zum einen eine Fortsetzung von Perspektivwechseln zu ausgewählten Elementen in der Kirche. Außerdem planen wir eine Einbindung von thematischen Perspektivwechseln in liturgische und außerliturgische Veranstaltungen, wie zum Beispiel Predigten, Vorträge oder Podiumsdiskussionen.

Das Motto der diesjährigen Annaoktav inspiriert und motiviert uns in besonderer Weise. ‚Tu(t) (s)ich was?‘ – „ … neu den Anstoß Jesu aufzugreifen, nicht auf andere zu warten, die etwas tun, sondern selbst Hand anzulegen und mitzuwirken am Aufbau des Reiches Gottes.“ (Pastor Hans-Otto von Danwitz in seinem Vorwort zum Programm der Annaoktav 2019) Bei der Werbung für unseren Innovationsprozess haben wir an mehreren Samstagen in der Fußgängerzone gestanden und Menschen angesprochen und dabei erfahren, wie entscheidend es ist, auf Menschen zuzugehen und sie direkt anzusprechen, statt darauf zu warten, dass sie zu uns kommen. Deshalb wollen wir Menschen auch außerhalb des Kirchengebäudes zu Perspektivwechseln vom roten Sofa aus einladen. Vielleicht finden Sie das rote Sofa dann einmal auf dem Markt, im Stadtcenter oder auf der Rathaustreppe.

Die Themenreihe ‚Perspektivwechsel‘ ist eine Weiterentwicklung der Willkommenskirche St. Anna und Teil des Innovationsprozesses der Pfarre St. Lukas. Mit Blick auf die sich der Kirche derzeitig und zukünftig stellenden Herausforderungen entwickeln und erproben wir neue pastorale Ansätze.

Kontakt: willkommen-in-st-lukas(at)st-lukas.org