Wenn jemand eine Leistung abgeliefert hat, die unter allen Erwartungen bleibt, dann heißt es oft: »Das war unter aller Kanone.« Diese Redewendung stammt beileibe nicht aus der Artillerie. Das griechische Wort Kanon geht auf einen hebräischen Ausdruck zurück, und der bezeichnet ein Schilfrohr, das als Maßstab, als Messlatte diente.
Dieses Wort kommt in der Bibel öfter vor und wird in kirchlichen Zusammenhängen heute noch häufig gebraucht. Das Rechtsbuch der römisch-katholischen Kirche zum Beispiel ist nicht in Paragraphen eingeteilt sondern in Canones. Aber auch die Heilige Schrift unterliegt einem Kanon, das heißt, erst der Kanon macht die Bibel zur Bibel. Denn was von der umfangreichen schriftlichen Tradition des Volkes Gottes als biblisch gelten darf, ist in einem Kanon festgelegt. Das geschah spät, nach teilweise jahrhundertelangem Gebrauch dieser Schriften. Was zum Umfang, also zum Kanon des Neuen Testaments gehört, darüber sind sich die christlichen Kirchen einig. Der Kanon des Alten Testaments allerdings ist nicht eindeutig. Die protestantischen Kirchen haben sich in Anlehnung an die jüdische Festlegung um 95 nach Christus für den kürzesten Kanon des Alten Testamentes entschieden, die orthodoxen Kirchen haben den längsten, die katholische Kirche liegt mit ihrem »Maßstab« mittendrin.
Vom »ungläubigen« Thomas redet man in christlichen Kreisen geradezu sprichwörtlich. Auch die Geschichte, die sich mit seinem Namen verbindet, ist durchaus populär. Nicht wenige nehmen sie gerade deshalb mit besonderer Sympathie auf, weil ...